Ein kleiner Beitrag anlässlich der bevorstehenden Veröffentlichung des 7ten Bandes von Harry Potter.
Joanne Kathleen Rowling, die Schöpferin der Kinderromane um den Zauberlehrling Harry Potter, ist am 31. Juli 1965 in Yate (England) geboren. Ich konnte nicht ermitteln, inwieweit die von einigen Autoren zitierte Uhrzeit von 11:45 auf eine standesamtliche Quelle zurückgeht, sie erweist sich aber nach meinem Dafürhalten als stimmig. Unter Anwendung der dirigierten Achsen sowie dirigierter Lospunkte ergibt sich eine in sich sehr kongruente Korrektur um etwa 3,5 Minuten, wie die unten stehende Tabelle zeigt. Die rektifizierte Zeit von 11h 48m 30s lege ich für die weitere Analyse zugrunde.
Der Aszendent Jungfrau mit Zwillinge im zehnten Haus zeigt von vornherein eine Affinität zu „merkurischen“ Bereichen wie Sprachen, Schreiben und Lehren. So hat J. K. Rowling Französisch und Altphilologie studiert und vor ihrem bahnbrechenden Erfolg als Schriftstellerin unter anderem als Lehrerin gearbeitet. Mars am Aszendenten bescheinigt ihr einen starken Durchsetzungswillen und Unternehmungsgeist. Als Herrscher vom dritten Haus im ersten Haus verleiht er Geschicklichkeit und die Kraft, eigene Gedanken und Ideen mutig zum Ausdruck zu bringen.
Der indische Klassiker Parashara sagt zum Herrscher von Haus 3 in Haus 1, die Geborene werde „selbst erschaffenen Reichtum erlangen“, doch reicht dies sicherlich nicht aus, um den enormen Erfolg zu erklären, den Rowling mit ihren Büchern erlangt hat.
Rowling hatte von Kind an das Ziel, Schriftstellerin zu werden. In erster Linie ist es die Konjunktion von Aszendentherrscher Merkur und Venus, welche eine lyrische Begabung anzeigen. Merkur war bei der Geburt von J.K. Rowling stationär, was ihm zusätzliches Gewicht und eine gewisse „Dramatik“ verleiht. Hinzu kommt der Mond im selben Zeichen, welcher die nötige Vorstellungskraft beisteuert. Die Vereinigung dieser drei Planeten kann man als typisches Planetenbild für literarische Begabung bezeichnen.
Zwischen Merkur und Venus befindet sich der Geistespunkt, der uns etwas über das geistige Streben und die innerlich gehegten Absichten des Geborenen sagt. Somit zeigt diese Verbindung von Merkur (der zusätzlich das MC regiert) und Venus regelrecht ihre Berufung an.
Rowling suchte immer wieder den Rückzug, um an ihrer Geschichte arbeiten zu können, was sich in der Stellung der Planeten im zwölften Hauses widerspiegeln mag. Vor allem aber sehe ich hierin eine Sehnsucht nach der Fremde, nach Abkehr von der „Normalität“. Rowling hat mit der Zauberschule Hogwarts eine Art Parallelwelt geschaffen, die sehr wohl als Ausdruck des zwölften Hauses verstanden werden kann. Die Stellung von Uranus und Pluto zwischen den drei genannten Planeten, sowie das Sextil von Neptun zum Mond runden dieses Bild ab.
Dass Rowling schriftstellerisch begabt ist, erklärt aber noch lange nicht, dass sie mit ihren Büchern zur Milliardärin wird. Im Gegenteil, mit einer Platzierung vor allem der Herrscher von Haus 1 und von Haus 2 in Haus 12, wäre man auf den ersten Blick eher geneigt, Verluste und Auflösungstendenzen zu prognostizieren, zumal auch Saturn aus dem gegenüberliegenden Zeichen seinen Einfluss geltend macht. Tatsächlich hat unsere Autorin über einige Jahre am Existenzminimum leben müssen und war teilweise arbeitslos. Aber wie macht sich der anschließende Reichtum astrologisch bemerkbar?
In dieser Hinsicht ist dieses Horoskop sehr lehrreich. Zunächst suche ich nach dem, was die Inder Dhana Yogas nennen, also Verbindungen für Reichtum. In der Essenz sind es Kombinationen der Herrscher von Haus 1 (der Geborene), Haus 9 (Glaube und Glück) und Haus 5(Kreativität) mit den Herrschern von Haus 2 (Eigentum) und von Haus 11 (Zugewinn, Erfüllung von Hoffnungen). Wie man sieht, sind Merkur, Venus und Mond allesamt Herrscher dieser Häuser, mit Ausnahme von Haus 5. Eine gültige Planetenverbindung entsteht nach indischer Lehre aber auch, wenn die beteiligten Planeten einen gegenseitigen vollen Aspekt bilden, und das tun sie mit Saturn, dem Herrscher von Haus 5. In anderen Worten, in Rowlings Horoskop sind sämtliche Kombinationen von Häuserherrschern zu finden, die für ein Dhana-Yoga möglich sind. Zusätzlich bilden Merkur und Venus als Herrscher von Haus 10 und von Haus 9 ein Raja Yoga, was eine herausragende Position und Ruhm verspricht.
Jupiter im zehnten Haus verspricht allgemein beruflichen Erfolg, steht allerdings in Zwillinge und am Anfang des Zeichens eher schwach. Diese Schwäche wird bis zu einem gewissen Grad dadurch kompensiert, dass Jupiter Morgenstern ist und als Tagplanet in einem Taghoroskop an Kraft gewinnt.
Ein weiterer Faktor, der zu analysieren ist, ist der Glückspunkt. Er gilt in der klassischen Astrologie als ein Schicksalspunkt, der das Maß an Glück und Wohlbefinden anzeigt, das dem Geborenen in diesem Leben beschieden ist. Der Glückspunkt steht allgemein für physisches Wohlbefinden und weltlichen Erfolg, und sollte bei Fragen bezüglich Finanzen und Reichtum immer konsultiert werden.
Das Horoskop unserer Autorin erfüllt eine Reihe von Bedingungen, die den Glückspunkt besonders günstig erscheinen lassen und somit zu einem weiteren Indikator für Reichtum werden:
1. Der Herrscher des Glückspunktes Mars befindet sich im elften Haus vom Glückspunkt aus, und damit sehr günstig konfiguriert. Dieses Haus ist nach Vettius Valens der wichtigste Ort für Erwerb und materiellen Wohlstand, da es sich um das Haus des Zugewinns handelt, und zusätzlich vom Glückspunkt aus gezählt wird.
2. Mars steht im ersten Haus, damit sehr dominant und günstig mit dem Aszendenten konfiguriert.
3. Mars ist in Jungfrau nicht besonders stark gestellt, befindet sich aber nicht völlig peregrin, da er in der eigenen Grenze steht.
4.Der Herrscher des Glückspunktes ist hier unverletzt. Der Glückspunkt selbst erhält einen vollen Aspekt vom Saturn (nach indischer Lehre), allerdings mit einem weiten Orbis. Der nächstliegende Aspekt ist ein Quadrat von Merkur, der hier als Wohltäter fungiert. Dieser Aspekt zeigt zusätzlich Erfolgschancen durch ihre schriftstellerische Tätigkeit an.
5. Vom Glückspunkt aus stehen die Wohltäter Merkur, Venus und Mond alle im zehnten Haus. Man kann also sagen: das, was Rowling in der Abgeschiedenheit bzw. aus ihren Phantasien über die „Anderswelt“ und in einer Zeit des Leidens erschafft (zwölftes Haus vom Aszendenten), kann zu großem Erfolg und Ruhm gereichen (zehntes Haus vom Glückspunkt).
Der Weg zu diesem Erfolg spiegelt sich gut in den Dasas (indische Planetenphasen), Direktionen und Progressionen wieder. Zunächst fällt auf, dass der progressive Merkur im Sommer 1990 stationär und ab da wieder direktläufig wurde; im Juni 1990 kam J.K. Rowling die Idee zu Harry Potter. Gleichzeitig fungierte der progressive Mond als Auslöser, indem er im November die Konjunktion zum progressiven Merkur bildete. Und der dirigierte Aszendent, der sich seit Abschluss ihres Studiums in der Grenze des Merkur aufhielt, befand sich nun im Sextil von Radix-Merkur.
Ende 1990 starb Rowlings Mutter an multipler Sklerose, ein Ereignis, das sie zu einem zentralen Motiv ihrer Geschichte machte. Der progressive Mondzyklus ging zu Ende, und mit der Mond-Sonne-Konjunktion vollzog Rowling einen Schnitt, indem sie 1991 in Portugal eine Stelle als Englischlehrerin antrat.
In dieser Phase des dunklen Mondes wurde die Saat gelegt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der progressive Vollmond gerade vorbei, und Rowling hat das Werk vollbracht: das siebte und letzte Band der Reihe ist geschrieben und kam im Juli dieses Jahres heraus.
Als sieben Jahre nach der zündenden Idee das erste Buch von Harry Potter (mit einer Auflage von läppischen 500 Stück) erschien, befand sich Rowling in dem Dasa von Rahu/Merkur. Man bedenke, dass die Mondknotenachse (Rahu und Ketu) in der Häuserachse 3/9 verläuft, die unter anderem mit Büchern, Medien und intellektueller Tätigkeit zu tun hat. Der progressive Mond näherte sich dem ersten Viertel, und der progressive Mars – Dispositor des Glückspunktes – bildete ein Sextil zu Venus, Herrscher von Haus 2. Gleichzeitig trat der dirigierte Glückspunkt aus der schwierigen Grenze des Saturn (im Skorpion) und in das Zeichen Schütze, wo er auf den Aspekt von Jupiter traf. Diese Auslösungen markierten den Durchbruch. Der progressive Merkur war übrigens kurz davor, seine größte Elongation zu erreichen.
Als Rowling zwei Jahre später mit Erscheinen des dritten Bandes „Der Gefangene von Askaban“ endgültig zu einer Berühmtheit wurde, erreichte der dirigierte Aszendent selbst das Sextil zu Venus, nachdem er in die Grenze des Jupiter getreten war. Der vierte Band erschien schon in Rekorderstauflagen von 1 Million (Großbriannien) und 3,8 Millionen (USA). Bezeichnenderweise wird demnächst der dirigierte Aszendent die Grenze des Jupiter wieder verlassen, nachdem die sieben geplanten Bücher geschrieben sind.
Das vielleicht erstaunlichste ist aber, wie sehr sich die Hauptfiguren der Harry-Potter-Romane in Rowlings Horoskop wiederspiegeln. Harry Potter selbst wird vom Mond symbolisiert. Die Position im zwölften Haus in Opposition zu Saturn zeigt das Waisenkind, das vor der Außenwelt versteckt in demütigenden Verhältnissen aufwächst. Der Mond trennt sich gerade von der Opposition zu Saturn, und so ist auch Harry wie durch ein Wunder dem Tod durch den bösen Lord Voldemort entkommen.
Mit dem Mond zusammen stehen Venus und Merkur, die jeweils Harrys Freunde Ron und Hermine darstellen. Ron ist eher der bequeme Typ, der gerne Spaß hat und Konflikte scheut. Hermine ist – wie der von Hermes abgeleitete Name schon suggeriert - die lebendige Personifizierung von Merkur: äußerst wissbegierig, intelligent und immer Klassenbeste. Dies ist vor allem die Jungfrauvariante von Merkur, die also dem Aszendenten der Autorin entspricht.
Das Hauptszenario der Romane, die Zauberschule Hogwarts, ist ein regelrechtes Schloss, was dem Zeichen Löwe entspricht, in dem sich diese drei Planeten befinden. Aber noch bemerkenswerter sind die vier Häuser von Hogwarts. Der sprechende Hut, der die Schüler zu Beginn ihrer Schulzeit den Häusern zuteilt, erklärt im ersten Band:
Vielleicht seid ihr Gryffindors, sagt euer alter Hut,
denn dort regieren, wie man weiß, Tapferkeit und Mut.
In Hufflepuff dagegen ist man gerecht und treu,
man hilft den anderen wo man kann und hat vor Arbeit keine scheu.
Bist Du geschwind im Denken, gelehrsam auch und weise,
dann machst Du Dich nach Ravenclaw, so wett ich, auf die Reise.
In Slytherin weiß man noch List und Tücke zu verbinden,
doch dafür wirst Du hier noch echte Freunde finden.
Hermine, Ron und Harry gehören zum Haus Gryffindor, welches das Element Feuer darstellt. Entsprechend stehen Mond, Venus und Merkur im Löwen. Die Zuordnung des Hauses Hufflepuff zum Element Erde fällt ebenfalls nicht weiter schwer. Das schnelle Denken und die Gelehrsamkeit von Ravenclaw entspricht der Luft, was auch mit der Reihenfolge der Elemente im Tierkreis übereinstimmt. Weisheit kann man allerdings auch als Qualität der Wasserzeichen verstehen, und der zu Ravenclaw gehörende Rabe ist zwar eine merkurische Gestalt, aber in der Funktion des Psychopompos, der die Seelen in die Unterwelt und durch die Einweihungszeremonien führt. Andererseits ist die List und Tücke der Slytherins nur bedingt mit dem Wasserelement gleichzusetzen, abgesehen vom Zeichen Skorpion.
Mir scheint, dass Rowling mit den Slytherins zwar das Wasserelement im Sinn hatte, aber unbewusst einen bestimmten Aspekt der Luftzeichen heraufbeschwört hat, nämlich die Herrschaft des Saturn über dieses Trigon. Wassermann wird in der alten astrologischen Literatur unter anderem als „hinterlistig, heimtückisch“ (Valens), als „heuchlerisch“, aber auch als Typ „der seine Freunde liebt“ (Jataka Bharnam) beschrieben. Das liest sich wie die Beschreibung der Slytherins.
Jedenfalls erscheint das Haus Slytherin als Antithese zu den Gryffindors, und aus ihm stammt der dunkle Lord Voldemort. Dies ist neben Harry Potter die zweite zentrale Figur der Romane, die für die gesamte Spannung sorgt. Dieser mächtige Zauberer wird durch niemand anders als durch Saturn in Rowlings Horoskop dargestellt, der einzige Planet, der in seinem Hauptdomizil steht (Wassermann), und der sich den drei Planeten im zwölften Haus entgegenstellt. Rowling hat in Voldemort und in den anderen Feinden von Harry, die aus dem Hause der Slytherins kommen, die tiefste Schattenseite des Saturn und des Wassermanns gezeichnet. Es ist das sechste Haus ihres Horoskops, das Haus der Feinde und der Krankheiten nach der hermetischen und der vedischen Astrologie.
Wer weiß, vielleicht überrascht uns der siebte und letzte Roman noch mit einer Lichtseite der Slytherins, bei denen man auch echte Freundschaft finden soll...
