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Das siebte Kapitel des Reshit Hokmah vom Meister Abraham Ibn Ezra

Das Reshit Hokmah, oder Beginn der Weisheit, ist eines der Perlen der klassischen Astrologie. Dies ist eine kommentierte Übersetzung des siebten Kapitels, das 120 wertvolle Aphorismen enthält.

 

Der folgende Text ist eine Übersetzung des siebten Kapitels des ersten Buches "über die Urteile der Sterne" vom jüdischen Astrologen Abraham ibn Ezra.

Abraham ibn Ezra wurde 1089 in Tudela (in der Nähe von Saragossa) geboren, das damals noch zu den muslimischen Königtümern zählte und eine außergewöhnliche kulturelle und wissenschaftliche Blüte genoss. Es war eine Zeit großer Umbrüche. Die Almoraviden hatten begonnen, ihre fundamentalistische Reform in Al-Andalus (dem muslimischen Spanien) durchzusetzen, und die sprichwörtliche Toleranz und intellektuelle Liberalität der spanischen Muslime zu ersticken. Damit einher gingen die ersten Progrome gegen Juden in den muslimischen Reichen. 1115 vertrieb Alfons I von Aragón die Almoraviden aus Saragossa und gewährte seinen Bürgern eine für christliche Reiche ungewöhnliche Gleichberechtigung - im Gegensatz etwa zu Kastilien - die eine friedliche Koexistenz unterschiedlicher Kulturen und Religionsgemeinschaften garantierte.

Zu dieser Zeit war aber Ibn Ezra schon mit seinem Freund und Dichter Yehuda ha Levi aus Tudela ausgewandert. Er zog nach Granada, Sevilla und Córdoba, um schließlich nach Afrika überzusetzen, wo er Zeuge antijüdischer Progrome in Marrokko und - aus der Ferne - in Andalusien wurde. Mit seinem Sohn Yisqah startete er von da aus eine Pilgerfahrt ins Heilige Land.

1140 finden wir Ibn Ezra in Rom, wo er ca. fünf Jahre lebte. Während seiner Jahre in Italien schloss er seine bekannte Exegese über den Propheten Jesaja ab, entwickelte die Pisanischen Tafeln (Ephemeriden), und veröffentlichte mehrere Werke über Astronomie, Astrologie, Geometrie, Trigonometrie, sowie das Sefer Sahor über Grammatik.

Im Jahre 1148, zu einer Zeit, da in den christlichen Reichen zunehmend antisemitische Theorien und Progrome sich ausbreiteten, ließ sich Ibn Ezra in der Provence nieder, damals eines der kulturellen Hochburgen Europas. Die jüdischen Gemeinden in der Provence waren sehr stark, und beherbergten Vertreter unterschiedlichster Strömungen innerhalb des Judentums, von Traditionalisten über Kabbalisten bis zu radikalen Erneuerern.

Nach der Heirat von Leonor von Aquitanien und Heinrich Plantagenet, dem späteren König von England, entstand ein Reich, das die Länder auf beiden Seiten des Ärmelkanals vereinte, und in dem die höfische Kunst der Troubadouren und des Minnegesangs erblühte. In diesem Klima kultureller Öffnung zog Ibn Ezra 1158 nach England, wo er als "Meister Abraham, der erlauchteste unter den heutigen Philosophen" empfangen wurde. Er lebte in London und Winchester, wo er auch lehrte, und starb schließlich im Jahr 1165. Es ist aber bis heute ungewiss, wo er die letzten Lebensjahre verbrachte.

Die Zeit in Italien und in der Provence war diejenige größter Produktivität unseres Meisters. Seine biblischen Kommentare gehören bis heute zu den meist geschätzten Exegesen, und auch in der Mathematik leistete er Hervorragendes. In seinem  "Fundament der Zahl" (Yesod ha mispar) etwa überträgt er die arabischen Ziffern auf hebräische Buchstaben, und führt als erster jüdischer Autor den Kreis oder "galgal" als Zeichen ein - unsere heutige Null. Seine astronomischen Tafeln schließlich waren im Mittelalter sehr verbreitet, auch wenn uns leider keine Exemplare davon erhalten geblieben sind.

Wie aus einem Traktat über die Anwendung von Planetentafeln hervorgeht, legte Abraham ibn Ezra für astrologische Zwecke den siderischen Tierkreis zugrunde, während der tropische lediglich für astronomische Berechnungen benutzt wurde. Dies beschreibt er übrigens nicht als eine revolutionäre Erkenntnis, sondern vielmehr als eine Auffassung, die zu seiner Zeit allgemeiner Konsens war.

In diese Zeit fällt auch die Schöpfung mehrerer Werke über Astrologie. Das bekannteste ist das Reshit Hokmah oder "Beginn der Weisheit", das aus dem Hebräischen in mehrere Sprachen übersetzt wurde, darunter Latein, Französisch, Katalanisch und Englisch. Das Reshit Hokmah  - genannt nach den ersten Worten in der Einleitung - wurde zusammen mit weiteren fünf Büchern über Astrologie zu  einer der wichtigsten Referenzen aller späteren Astrologen bis in die Zeit William Lillys, der Abaham ibn Ezra ausdrücklich als eine der Hauptquellen für seine "Christian Astrology" erwähnt.

Diese sechs Bücher wurde unter dem Titel Libre dels judicis de les estrelles (Buch über die Urteile der Sterne) unter anderem ins Katalanische übersetzt. Sie umfassen eine höchst interessante und detaillierte Einführung in die Prinzipien der Astrologie - das erwähnte Reshit Hokmah - sowie Traktate über Geburtsastrologie (inklusive der Prognostik), über Stundenastrologie, über Elektionen, über Mundan- und Wetterastrologie, sowie über medizinische Astrologie.

Ein Exemplar der katalanischen Version, das von Anfang des 15ten Jahrhunderts datiert, liegt in der Bibliothek des Klosters von San Lorenzo de El Escorial, und wurde von der Escuela de Traductores de Sirventa 2001 ins Spanische übersetzt und veröffentlicht. Eine weitere Version des Reshit Hokmah war 1939 von Raphael Levy und Francisco Cantera aus dem Hebräischen ins Englische übersetzt. An manchen Stellen ist diese Version etwas ausführlicher, insgesamt aber erscheint der Text schwerer verständlich, was in erster Linie wohl dem Umstand zu verdanken ist, dass es keine Astrologen waren, die diesen Text übersetzt haben.

Eine deutsche Übersetzung dieses Werkes gib es bis heute nicht. Was ich hier anbiete ist eine Übesetzung des siebten Kapitels des Reshit Hokmah. Dieses Kapitel versammelt 120 kurze Aphorismen, die in vieler Hinsicht eine Quintessenz der klassischen astrologischen Deutungstechnik liefern. Sowohl der Nativitäten- wie der Stundenastrologe kann aus diesen kurzen Statements eine Menge herausziehen, um seine Deutungspraxis zu verfeinern.

Dieser deutsche Text beruht auf der spanischen Übersetzung der katalanischen Version des Reshit Hokmah. In Klammern und Kursiv habe ich allerdings an solchen Stellen die Übersetzung der englischen (bzw. hebräischen) Version hinzugefügt, wo der Wortlaut vom katalanischen Original abwich bzw. diesen ergänzte. Nicht kursive Klammern sind lediglich als erläuternde Ergänzung meinerseits gedacht. Die Übersetzung ist möglichst wortgetreu. Lediglich das Wort "Mann" im Original habe ich durch "Mensch" oder "Person" ersetzt.

Um den Text zu verstehen, war es an vielen Stellen nötig, die Aphorismen durch Kommentare zu ergänzen. Diese Kommentare enthalten vor allem wichtige, allerdings gekürzte Information über die Lehren, die Ibn Ezra in den Kapiteln 5 und 6 des Reshit Hokmah darbietet. Wenn die Zeit es mir erlaubt, werde ich in Zukunft eine vollständige Übersetzung zumindest dieser Kapitel liefern.

Siebtes Kapitel

über die Schlussfolgerungen, die in den Urteilen zu beachten sind,

und das sind 120.

1. Die erste betrifft den Mond, da er allen Planeten seine Kraft gibt*, wenn er sich mit ihnen verbindet. Kein Planet aber gibt seine Kraft dem Mond, und dieser überträgt das Licht von einem und gibt es dem anderen. Der Mond bedeutet jede Art von Gedanken und den Beginn aller Dinge.

Wenn der Mond sich in seiner Stärke (Kraft)** befindet, bedeutet er Gutes jeglicher Art, das in diesem Moment beginnt. Wenn er sich schwach befindet, bedeutet er Schlechtes jeglicher Art, das dann seinen Anfang nimmt.

* Wie später noch deutlicher wird, gibt ein Planet durch seine Aspekte dem anderen Kraft. Nach einer verbreiteten klassischen Lehre ist es aber immer der langsamere Planet, der den anderen (und seine Kraft) empfängt. Dies werde ich bei späteren Aphorismen noch näher erläutern.

** Der Begriff "in seiner Kraft" ist sehr vielschichtig, und nicht immer eindeutig, was genau gemeint ist. Im engeren Sinne kann es die Stellung in einer höheren Würde bedeuten, aber häufig ist die Stärke eines Planeten nach einer Reihe unterschiedlicher Kriterien gemeint. Ibn Ezra zählt im fünften Kapitel folgende Faktoren auf, die einen Planeten stärken:

- die Konjunktion, das Sextil, das Quadrat oder das Trigon mit einem Wohltäter (ohne Mischung mit Übeltätern)

- die Separation von einem Wohltäter und die Applikation zu einem anderen.

- die Belagerung durch zwei Wohltäter

- die Verbindung mit der Sonne durch Trigon oder Sextil

- der Aspekt mit dem Mond, während dieser sich mit Wohltätern befindet

- der schnelle Lauf des Planeten

- das Anwachsen des Lichtes (weg von der Konjunktion mit der Sonne)

- das Anwachsen der Geschwindigkeit (nach der zweiten Station, aber nicht westlich oder unter den Strahlen)

- die Stellung in einer seiner Würden (Domizil, Erhöhung, Triplizität, Grenze oder Dekanat)

- die Stellung im Aphel

- die Stellung in den leuchtenden Graden (kann in meinem Lehrbuch der klassischen Astrologie nachgelesen werden)

- die Rezeption durch einen anderen Planeten

- die Stellung in seiner Ähnlichkeit (Hayz)

- Mond und Sonne in der Würde eines Wohltäters

Der Position in Domizil und/oder Erhöhung räumt er eine besondere Wichtigkeit ein. Danach erwähnt er noch einige Kriterien mehr. Darunter sind besonders wichtig

- die östliche Stellung

- die Stellung in kardinalen Häusern, gefolgt von den folgenden Häusern

- die Stellung in Zeichen und Quadranten ihres Geschlechts (s.u.)

2. Wenn der Mond alleine läuft (im Leerlauf)*, dann heißt es, dass all die Dinge, wonach wir in diesem Moment gefragt werden, keinen guten Kurs einschlagen werden.

* Ibn Ezra definiert den Leerlauf im sechsten Kapitel folgendermaßen: der Planet befindet sich mindestens 15° von der exakten Konjunktion zu einem anderen Planeten (im selben Zeichen) oder mindestens 6° von dem letzten Aspekt entfernt, und wird in diesem Zeichen keine weitere Konjunktion oder Aspekt bilden.

3. Der Planet, der sich mit dem Mond durch Konjunktion oder Aspekt* verbindet, bedeutet all das, was sich ereignen wird, und was dem passieren wird, der die Frage stellt (was der Frager erwarten wird). Wenn dieser Planet gut ist, zeigt es Glück, wenn er schlecht ist, Unglück.

* Ibn Ezra wendet die klassischen Orben nur für die Konjunktion an. Bei den Aspekten berücksichtigt er einen Orbis von lediglich 6° (für alle Aspekte). Dies wurde aber von anderen Autoren unterschiedlich gehandhabt.

4. Wenn der Mond sich von einem Planeten entfernt*, zeigt es schon vergangene Dinge an. Wenn der Planet gut war (ein Wohltäter), zeigt er gute Dinge an, wenn er schlecht war (ein Übeltäter), schlechte Dinge.

* Damit eine Separation (Trennung) besteht, muss der schnellere Planet schon mehr als 1° vom langsamen entfernt sein. Wenn der schnellere dann schon innerhalb des Orbis einer Konjunktion oder eines Aspektes zu einem anderen Planeten befindet - so Ibn Ezra im sechsten Kapitel - dann löst er endgültig die Verbindung zum vorherigen. Wenn das nicht der Fall ist, bleibt er unter seinem Einfluss, bis er sich (bei einer Konjunktion) um den Wert seines eigenen Orbis getrennt hat, oder (bei einem Aspekt), weiter als 6° von der genauen Aspektstelle entfernt hat.

5. Wenn der Mond einem Planeten seine Kraft gibt, und dieser sich ebenfalls in seiner Kraft (Vorherrschaft) befindet, dann wird in jeglicher Frage sich alles zum Besten ereignen. (... Und das Gegenteil, sollte er schwach sein.)

6. Ebenso, im Falle irgend einer Konstellation, die einer anderen Kraft vermittelt, wird das Ereignis eintreten im Verhältnis zur Kraft des Empfängers.*

* Die Punkte 6 und 7 der spanischen Übersetzung sind in der englischen Übersetzung zu Punkt 7 zusammengefasst (s.u.).

6. An dem Tag, an dem der Mond mit den üblen Planeten geht, nehmen alle Dinge Schaden, und nichts kann perfekt werden.

7. Wenn sich ein Übeltäter im Aszendenten(zeichen) befindet, und der Mond in einem der Eckhäuser, bedeutet es Schlechtes in jeglicher Sache, die zu dem Zeitpunkt gefragt wird, Angst und physische Schmerzen. Wenn der Mond sich in einem fallenden Haus befindet, bedeutet es Angst, aber keine Schmerzen.*

* Die spanische Version scheint mehr Sinn zu machen. In der englischen heißt es unter Punkt 7: "An dem Tag, an dem der Mond mit den üblen Planeten geht, wird nichts von dem, was einer fragt, richtig vollbracht werden, wenn ein Planet im Aszendentenzeichen ist; Wenn der Mond sich in einem der Pole des Meridians (einer Achse) befindet, ist es schlimmer, denn es prophezeit Angst im Geist und Krankheit im Körper; wenn es sich in einem fallenden Haus befindet, zeigt es Angst an, aber keine Krankheit."

8. Es gibt Wohltäter und Übeltäter. Da, wo Du wohltätige Planeten findest, ist die Bedeutung Gutes, und die übeltätigen Planeten bedeuten Übles. (Die Planeten bewegen sich in zwei Gesichtern, das eine hilfreich, das andere schädlich; egal, wo Du den Planeten günstig findest, sage Gutes voraus; für die entgegengesetzte Position, sage das Gegenteil voraus.)

9. Wenn die Wohltäter direktläufig sind, ist ihre Bedeutung gut (Die günstigen direktläufigen Planeten sind nützlich), sowohl wenn sie Kraft empfangen* (wenn sie empfangen), wie wenn nicht. Wenn sie welche empfangen, ist es viel besser.

Die Übeltäter fügen Schaden zu (sind aufgrund ihrer eigenen Natur zerstörend), und wenn sie Kraft von einem Wohltäter empfangen (aber wenn ein Planet von ihnen empfangen wird), verringern sie ihre Bösartigkeit, und der Schaden wird nicht so groß sein. (...Dasselbe gilt, egal ob der Winkel, den er mit ihm bildet, ein Sextil oder ein Trigon ist.)

* Das "Geben von Kraft" erfolgt, wenn ein Planet sich in einer eigenen Würde befindet und einen anderen aspektiert. Dieser empfängt vom anderen Kraft.

10. Ein Planet empfängt keinen Schaden, bis das Licht ihn trifft im Orbis* der Kraft seines Körpers. (Ein Planet sollte nicht als schädlich gelten** bis die Strahlen des schädlichen Planeten ihn im Verhältnis zu der Kraft seines Körpers beherrschen.)

Wenn er noch nicht eingedrungen ist (in den Orbis) (wenn es weniger ist als das), zeigt es nur geringen Schaden***, und nachdem sich der Schädigende (im Aspekt) von ihm ein Grad entfernt hat, bedeutet es Angst, aber die Sache nimmt ab (Angst, die keine praktische Konsequenz haben wird).

(Das ist die Vorgehensweise der günstigen Planeten.) Wenn aber der Planet, welcher Signifikator der Frage ist (welcher alles voraussagt, was geschehen soll), keinen Aspekt zum Aszendentenzeichen bildet****, bedeutet es, dass sich die Erwartungen desjenigen, der die Frage stellt, sich nicht perfekt erfüllen (sich nicht materialisieren werden).

* Der Orbis ist zu begreifen als eine Aura, die der Planet um sich hat. Erst wenn ein anderer Planet in diese Aura eintritt, fängt er an, ihn zu beeinflussen. Nach der von Ibn Ezra gegebenen Regel für Aspekte, ist dieser Orbis auf 6° zu verringern, wenn es sich bei der Verbindung nicht um eine Konjunktion handelt.

** Wahrscheinlich muss es heißen "sollte nicht als geschädigt gelten". Dann haben wir denselben Sinn.

*** Hier scheint die alte Vorstellung der Aspekte per Zeichen noch durchzuscheinen, wonach immerhin schon eine leichte Beziehung besteht, wenn Planeten im selben Zeichen, aber außerhalb ihres jeweiligen Orbis stehen.

**** Hier finden wir jedenfalls die Aspekte per Zeichen indirekt erwähnt, bzw. die Vorstellung, dass Planeten in Zeichen, die mit dem Aszendentenzeichen keinen Aspekt bilden (Häuser 2, 6, 8 und 12), ungünstig sind.

11. Wenn die Wohltäter einen Aspekt auf die Übeltäter bilden, verringern sie ihre Fähigkeit zu schaden.

12. Die Wohltäter bedeuten Gutes in jeder Weise; und die Übeltäter bedeuten zu jeder Zeit Schaden, es sei denn der Übeltäter ist in seiner größten Kraft (in seiner Erhöhung)*, da bedeutet er Gutes, aber dieses wird mit Anstrengung (Schmerz) und Traurigkeit kommen.

* Orientiert man sich an der englischen Übersetzung, dann ist hier mit "größter Kraft" wohl Domizil oder Erhöhung gemeint, bzw. eine sehr hohe Würde.

13. Wenn die Wohltäter im Gegenteil ihrer Ähnlichkeit* (ihres Charakters) sind, im Zeichen ihrer Schande (Fall), im Gegenteil der Freundschaft** (im Haus ihres Hasses = Exil), in Haus 6 oder in Haus 12, bewirken sie keinerlei Wohltat, wie sie das im Prinzip tun sollten (dann üben sie überhaupt keinen Einfluss aus).

* "Ähnlichkeit" ist ein anderer Begriff für Hayz oder Domäne:

Wenn ein Tagesplanet sich in einem Zeichen seines Geschlechts (nach Ibn Ezra wenn ein männlicher Planet in einem männlichen Zeichen) bei Tag über dem Horizont oder bei Nacht unter dem Horizont befindet, bzw. wenn ein Nachtplanet sich im Zeichen seines Geschlechts (nach Ibn Ezra wenn ein weiblicher Planet in einem weiblichen Zeichen) bei Nacht über dem Horizont oder bei Tag unter dem Horizont befindet.

Die Position über dem Horizont ist jeweils als die stärkere Variante anzusehen.

** Gemeint ist hier offensichtlich das Domizil.

14. Wenn die Übeltäter im entgegengesetzten Zeichen ihrer Ähnlichkeit sind, in ihrer Schande, in einem fallenden Haus oder im Gegenteil ihrer Freundschaft, bewirken sie wenig Schaden.*

* Dieser Aphorismus scheint in Widerspruch zu sein zu späteren Regeln.

15. Wenn ein Wohltäter sich in seiner Kraft* befindet und er der alleinige Herrscher des Geborenen ist (er allein einen Einfluss auf den Neugeborenen ausübt), in diesem Moment stellt er das größte Gut dar (dann wird sein günstiger Einfluss wachsen).

* "in seiner stärksten Kraft" befindet sich ein Planet laut Ibn Ezra zwischen heliakischem Aufgang und Sextil zur Sonne.

Dies ist in der nächsten Definition eingeschlossen, wonach ein Planet auch "stark" bzw. "kraftvoll" heißt, wenn er

- nördliche Breite hat,

- vom Perihel zum Aphel wandert,

- wenn er sich in einem Eckhaus oder folgenden Haus befindet,

- für einen oberen Planeten: wenn er Morgenstern ist (bis 60°), oder in einem männlichen Quadranten der Sonne, oder in einem männlichen Zeichen

- für einen unteren Planeten und Mond: wenn er Abendstern ist, oder in einem weiblichen Quadranten (des Horoskops), oder in einem weiblichen Zeichen.

Möglicherweise ist diese Art von Kraft hier gemeint.

"Kraft" ist ansonsten die möglichst günstige Stellung, wie unter Punkt 1 schon beschrieben.

16. Wenn Jupiter einen Übeltäter aspektiert, wandelt er die Bösartigkeit in Güte. Venus kann das Üble von Saturn nicht nehmen (außer mit der Hilfe des Jupiter), aber wohl das des Mars, in größerem Maße als Jupiter.

17. Wenn die Wohltäter und die Übeltäter sich in einem schlechten Ort* befinden, oder verbrannt sind, bedeuten sie Dinge von geringem Wert, und tun weder Gutes noch Böses.

* gemeint ist vermutlich ein fallendes Haus.

18. Wenn der Übeltäter sich vor der Sonne befindet (östlich) und sich in einem Zeichen befindet, in dem er irgend eine Würde hat (wo er eine Wirkung ausübt), sich in seiner Kraft befindet* (im englischen Text nicht genannt) und kein anderer Übeltäter einen Aspekt zu ihm bildet, dann wird er besser sein als der Wohltäter wenn er verbrannt oder rückläufig ist.

* Es ist hier wohl speziell die unter Punkt 15 erwähnte Definition gemeint.

19. Wenn ein Übeltäter Signifikator einer Frage ist, und der Herrscher des Aszendenten mit ihm in Konjunktion kommt, und außerdem der Mond ein Quadrat oder eine Opposition zu ihm bildet, dann wird, wenn das Erfragte sich durch seine Anstrengung verwirklicht (sollte das Erfragte garantiert sein), das Ende ein Schlechtes (abträglich) sein.

20. Wenn ein Übeltäter Herrscher des Aszendenten ist (sich im Zeichen des Aszendenten befindet) und in einem Zeichen steht, in dem er eine essenzielle Würde hat, dann verringert sich seine Schädlichkeit, aber wenn er rückläufig ist, dann fügt er Übles zum Üblen hinzu.

21. Wenn ein Übeltäter in Konjunktion mit einem Wohltäter steht, oder ein Quadrat- oder Oppositionsaspekt zwischen ihnen besteht (Wenn der ÜT im Quadrat oder in Opposition steht), dann verringert sich dessen Güte.

22. Wenn ein Übeltäter sich in seiner Würde befindet und in einem Eckhaus oder folgendem Haus, dann hat er Kraft, wie wenn er ein Wohltäter wäre.*

* Was ja bedeuten könnte, dass im Folgenden, wenn von Wohltätern die Rede ist, unter Umständen ein solcher Planet gemeint sein könnte.

23. Wenn ein Übeltäter sich in einem Grad befindet, wo er keinerlei Würde hat (in seiner Position fremd ist), dann bedeutet es in diesem Moment mehr Übles.

24. Wenn ein Übeltäter sich in einem Eckhaus (bzw. an einer Achse) befindet, und ein anderer Übeltäter mit ihm ein Quadrat oder eine Opposition bildet, wird er viel schädlicher sein (dann wird sein Schaden vollkommen sein); (umso mehr, wenn er stärker ist als der andere Planet;) aber wenn der Aspekt ein Trigon oder Sextil ist, wird er ihn von seiner Bösartigkeit abwenden.

25. Wenn ein Übeltäter der Signifikator einer Frage ist, zeigt er dass die Sache nur mit Verzögerung, und mit Anstrengung und Traurigkeit (Kummer und Sorge) kommen wird.

26. Wenn ein Übeltäter seine Kraft einem anderen Übeltäter gibt*, in diesem Moment fügt er Übles dem Übel hinzu. Wenn ein Wohltäter seine Kraft einem Wohltäter gibt, bedeutet es Gutes auf Gutes (mehr Glück). Wenn ein Übeltäter seine Kraft einem Wohltäter gibt, verwandelt er die Sache in etwas Schlechtes (Wenn ein Übeltäter seine Kraft einem Wohltäter gibt, dann wird das Schicksal sich vom Üblen zum Guten wandeln; das Gegenteil wird einen gegenteiligen Effekt haben).

* Wie schon gesagt, wird "Geben von Kraft" definiert als Planet in seiner Würde, der einen anderen Planeten aspektiert. Es ist schwer zu sagen, welche Version mehr Sinn macht. Die zweite scheint sich in der Praxis eher zu bewähren. Zumal es im nächsten Aphorismus heißt:

27. Wenn ein Planet, egal ob Wohl- oder Übeltäter, sich in seinem Domizil oder in seiner Erhöhung befindet, ist seine Bedeutung gut (wird es sich immer als Segen erweisen).

28. Wenn ein Planet sich am Anfang eines Zeichens befindet, erhält er keine große Kraft bis er sich 5° in das Innere des Zeichens begeben hat. Ebenso, ein Planet in weniger als 5° Entfernung von einer Hausspitze (in weniger als 5° Entfernung von einem Haus), wirkt auch auf dieses Haus ein (wird als in der Kraft dieses Hauses betrachtet werden; wenn er weiter weg ist, fällt er außerhalb der Kraft des Hauses).*

* Die englische Version könnte mit dem Begriff "Haus" Zeichen meinen, was ja mit dem ersten Satz kongruent wäre (und in der klassischen Astrologie ein sehr geläufiges Wort für Zeichen ist). Schwer zu sagen, ob also im letzten Satz eine Zeichengrenze oder eine Felderspitze gemeint ist. Für eine Felderspitze spricht, dass schon Ptolomäus schrieb, ein Planet 5° vor dem Aszendenten sei als im ersten Feld befindlich zu betrachten. Aber der erste Satz dieses Aphorismus betrifft eindeutig die Position in Zeichen.

29. Wenn ein Planet sich zwischen 1 und 15 Grad eines Hauses befindet, wird er viel Kraft in diesem Haus haben.*

* Das wiederum scheint sich auf ein Haus im Sinne eines (inäqualen oder äqualen) Feldes zu beziehen, denn sonst haben wir ein Widerspruch zum vorherigen Aphorismus.

An dieser Stelle ist die Anmerkung angebracht, dass Ibn Ezra mit inäqualen Häusern (Feldern) arbeitete. Er entwickelte sogar ein System, das offenbar die Placidus-Häuser - 4 Jahrhunderte früher - vorwegnimmt.

30. Wenn der Signifikator einer Frage einen Aspekt zu einem Übeltäter gehabt hat (sich in einer Ecke der Übeltäter befindet) und sich schon weiter als ein Grad von ihm entfernt hat, zeigt er Befürchtungen an, die sich aber nicht verwirklichen.

31. Ein Planet im Zeichen seiner Schande (Fall) bedeutet Wut (progostiziert Kummer, Qual und Not).

32. Ein rückläufiger Planet bedeutet Bitterkeit (Rebellion) und die Zerstörung all dessen, was er beherrscht (die Zerstörung jeglichen Vorhabens).

33. Ein Planet in seiner ersten Station* ist wie ein Mensch, der bestürzt (verwirrt) ist, ohne zu wissen, was er aus sich machen soll, und dessen Ende ein Schlechtes ist. In der zweiten Station ist er wie ein Mensch, der etwas Gutes erwartet, und sich am Ende seine Hoffnung erfüllt.

* Die erste Station ist der Punkt, an dem der Planet rückläufig wird. Die zweite Station ist der Punkt, an dem er wieder direktläufig wird.

34. Wenn ein Planet langsam läuft, dann wird auch das, was er bedeutet, auf sich warten lassen, sei es zum Guten oder zum Schlechten.

Wenn sich Saturn oder Jupiter in kardinalen Zeichen (in veränderlichen Zeichen)* befinden, zeigen sie an, dass sich das Ereignis schnell erfüllen wird.

* Veränderliche Zeichen machen hier nicht viel Sinn. Wahrscheinlich sind bewegliche Zeichen gemeint, aber ich schließe nicht aus, dass es sich um kardinale Häuser handelt.

35. Ein Planet am Ende eines Zeichens hat seine Kraft dort verloren, und hat sie schon in dem (all seine Kraft wird übergehen in das) Zeichen, in das er eintreten wird. Aber wenn er sich auf dem 29ten Grad* befindet, besitzt er noch Kraft in diesem Zeichen, denn jeder Planet hat Kraft in drei Graden: dort wo er sich aufhält, im Grad davor und im Grad danach.

* also von 28°01' bis 29°.

36. Wenn zwei Planeten sich in einem Zeichen befinden, und der schnelle sich dem langsamen nähert, aber bevor die Konjunktion exakt wird der langsame Planet das Zeichen verlässt, und der schnelle hinterherläuft und beide die Konjunktion im nächsten Zeichen bilden (...und davor kein weiterer Planet sich mit ihm vereint), dann bedeutet es, dass sich die Frage erfüllen wird, nachdem sie aufgegeben wurde (nach der Verzweiflung).

37. Wenn ein (weiterer) Planet sich im Aspekt zu dem langsamen befindet, der das Zeichen verlassen hat bevor er die Konjunktion zu dem anderen schnelleren bildete, dann nimmt der Aspekt dem schnelleren keine Kraft (dann wird kein Schaden daraus resultieren), da die Konjunktion mehr Kraft hat als die Aspekte (da der Aspekt nicht die Konjunktion himmlischer Körper stört).

38. Wenn ein Planet sich in einem Haus (Zeichen) seiner Natur* befindet, wird er mehr Kraft haben als wenn er sich in einem (seiner Natur) gegenteiligen Ort befindet, da sich dort seine Natur verringert sieht (wenn er sich in einem Zeichen von gegenteiliger Natur befindet, wird seine Kraft schwach werden, wie zum Beipiel Saturn in einem Haus, das kalt und trocken ist**).

* Hiermit ist in erster Linie gemeint, dass das Zeichen eine ähnliche Urqualität hat wie der Planet. Die Urqualitäten sind warm und kalt, feucht und trocken.

** Logischerweise bezieht sich das Beispiel auf den ersten Fall, in dem der Planet mehr Kraft hat.

39. Wenn ein Wohltäter empfangen wird*, wächst seine Güte, und wenn es sich um einen Übeltäter handelt, verringert sich sein Übel.

* Die Rezeption ist ein zentraler Begriff der klassischen Astrologie. Messallah in seinem Buch "Über die Rezeption der Planeten" liefert den grundlegenden Gedanken: wenn ein Planet sich in einem Zeichen befindet und in diesem Zeichen (ohne Einmischung eines dritten Planeten) einen Aspekt oder eine Konjunktion mit dem Herrscher dieses Zeichens oder mit dem dort erhöhten Planeten bildet, dann empfängt dieser Herrscher den anderen Planeten. Dabei kann dieser Domizil- oder Erhöhungsherrscher der schnellere oder der langsamere Planet sein. Ein Beispiel von Messallah selbst: Saturn auf 20° Widder wird von Mars auf 15° Widder empfangen, da Saturn sich im Domizil von Mars befindet, und die exakte Konjunktion bevorsteht.

Nach einer verbreiteten, und sicherlich interessanten Auffassung ist es aber immer nur der langsame Planet, der den anderen empfängt. Außerdem wurde die Rezeption auf andere Würden ausgedehnt. Ibn Ezra liefert folgende Definition des Zustands der Rezeption:

Wenn der eine von zwei sich verbindenden Planeten sich in der Würde des anderen befindet, dann empfängt der langsamere von beiden den anderen, und zwar auch dann, wenn der schnellere Planet der Dispositor des langsamen ist (wie im Beispiel von Messallah). Von den drei kleineren Würden (Triplizität, Grenze und Dekanat) sollten es aber mindestens zwei sein, sonst ist die Rezeption schwach. Der Mond wird übrigens im Aspekt immer von der Sonne empfangen, außer in der Opposition.

S.a. die Erklärungen zum "Geben von Kraft" und "Geben einer Natur" weiter unten.

40. Wenn ein Planet sich nicht in einem Ort befindet, wo er Würde hat und sich in Haus 6 oder 12 befindet, hat er keinerlei Gutes (wird er keinen Segen bringen).

41. Wenn einer der oberen Planeten* sich unter den Strahlen der Sonne befindet, hat er keinerlei Kraft. Wenn es sich um einen unteren Planeten handelt und er auch noch rückläufig ist, ist es das Schlimmste, was geschehen kann.

* Die oberen Planeten sind Mars, Jupiter und Saturn. Die unteren Planeten sind Merkur und Venus.

42. Wenn ein Planet der Signifikator deiner Frage ist und rückläufig ist, aber bald direktläufig wird; oder sich unter den Strahlen der Sonne befindet, aber daraus hervorkommt, heißt es, dass sich ein Teil dessen verwirklichen wird, worum gefragt wird.

43. Wenn ein Wohltäter in den Brunnen* gefallen ist, verringert sich seine Güte; wenn es sich um einen Übeltäter handelt, erhöht sich sein Übel.

*Bestimmte Grade in den Zeichen werden "Brunnen" genannt, und gelten als negativ. Nach Ibn Ezra sind es:

Widder:            6  11  17  23                          Waage:            7  23  30

Stier:                5  12  18  24  25  26              Skorpion:          9  10  17  22  23  27

Zwillinge:         2  12  17  26  30                     Schütze:           7  12  15  24  27  30

Krebs:            12  17  23  26  30                     Steinbock:        2  17  22  24  28

Löwe:               6  12 15  22  23  28                Wassermann:  1  12  17  22  29

Jungfrau:          8  13  21  25                            Fische:            4    8  24  28

44. Wenn sich ein Wohltäter im achten Haus befindet, bedeutet es weder Gutes noch Schlechtes; aber wenn es sich um einen Übeltäter handelt, bedeutet es vollständigen Schaden.

45. Wenn ein Planet sich in seiner ersten Station befindet, bedeutet es Verlust und Verringerung dessen, wonach gefragt wird (nicht erfolgreicher Rat, Schwierigkeit und Zerstörung). Wenn er sich in der zweiten Station befindet, ist seine Bedeutung gut, und es zeigt Stärke an für den, der die Frage stellt (wird er das Glück in der Sache verbessern, deren Stärke und Aufrichtigkeit).

46. Wenn die Zwölferstärke* irgend eines Planeten an einem guten Ort ist, verstärkt es die guten Voraussichten.

* Gemeint ist die Teilung der Zeichen in 12 Abschnitte, oder Dodekatemorien, und die entsprechende Stellung dieses Zeichens im Horoskop. Das heißt, es wird die Stellung des Planeten in der Dodekatemorie auf das Radix-Horoskop übertragen und geschaut, was das für ein Haus ist, und wie es besetzt ist.

47. Wenn sich ein Planet in einem fixen Zeichen befindet, bedeutet es etwas (Beständiges und) Festes. Wenn das Zeichen beweglich ist, bedeutet es etwas Bewegliches (dass die Sache sich verändern wird). Und wenn es sich um ein veränderliches Zeichen handelt, bedeutet es, dass sich die Sache zum Teil verwirklichen wird, oder dass sie sich zwei Mal wandeln wird.

48. Wenn ein Planet, der die Kraft empfängt, sich in einem schlechten (ungünstigen) Ort befindet, ist seine Bedeutung Übles.

* siehe mein Kommentar unter Aphorismus 51.
 

49. Wenn der Herrscher des Aszendenten in seinem Exil steht, bedeutet es, dass die Person, die fragt, keinen Willen hat um in diesem Moment das zu tun, was sie interessiert  (bedeutet es, dass es die erfragte Sache nicht vollständig kontrollieren kann).

50. Wenn sich ein Planet mit guten und schlechten Planeten verbindet, empfängt er die Kraft des stärkeren unter ihnen (ist die Natur des stärkeren unter ihnen zu berücksichtigen).

* siehe mein Kommentar unter Aphorismus 51.

51. Wenn der Herrscher des Aszendenten  seine Kraft dem Herrscher des Hauses der Frage gibt, dann heißt es, dass er die Sache sehr stark wünscht. Und wenn der Herr der Frage seine Kraft dem Aszendentenherrscher gibt, zeigt es, dass die Sache ohne Anstrengung (Schwierigkeit) kommen wird.*

* Der Begriff "Kraft geben" wird von Ibn Ezra definiert als ein Planet in seiner Würde, der sich mit einem anderen verbindet (und ihm Kraft vermittelt). In diesem Aphorismus scheint das so gemeint zu sein, dass im ersten Fall der Asz.-Herrscher der schnellere Planet ist, derjenige, der den anderen appliziert (und im zweiten Fall umgekehrt). Die Definition von Ibn Ezra über das "Kraft geben" ist da nicht eindeutig, könnte aber so gemeint gewesen sein, dass der Planet in seiner Würde der applizierende sein muss. Das macht insofern Sinn, dass (nach Ibn Ezra) bei der Rezeption immer der langsamere derjenige ist, der empfängt (s.o.).

52. Wenn ein Planet zwischen dem Herrscher des Aszendenten und dem der Frage festgehalten wird (wenn sich ein störender Planet zwischen ihnen befindet), bedeutet es, dass es einen Menschen geben wird, der sich eingemischt hat und der Sache hinderlich ist (der ein Hindernis zwischen ihn und die erfragte Sache stellt).

53. Wenn der Herrscher des Aszendenten sich von dem der Frage trennt, bedeutet es, dass er sich die Sache aus dem Kopf schlagen wird (dass der Wunsch vergehen wird).

54. Wenn kein Planet mit dem Mond einen Aspekt bildet, bedeutet es Faulheit (Gleichgültigkeit).

55. Wenn mehrere Planeten den Mond aspektieren, wird es viele geben die helfen werden, das Erfragte zu verwirklichen.

56. Wenn ein Planet vom Aszendentherrscher das Licht nimmt und es dem Herrn der Frage überträgt*, bedeutet es, dass die Sache durch Vermittlung Dritter kommen wird.

* Hiermit ist die Lichtübertragung im üblichen Sinne gemeint. Davon gibt es zwei Varianten:
a) ein schneller Planet trennt sich von einem langsameren und wird als nächstes eine Konjunktion oder Aspekt zu einem anderen, ebenfalls langsameren Planeten bilden.
b) ein schneller Planet bildet eine Konjunktion oder einen Aspekt zu einem langsameren, und dieser wiederum einen Aspekt zu einem noch langsameren (mit dem der erste, schnellere aber keinen Aspekt bildet). De mittlere Planet überträgt dann das Licht des schnelleren zum langsamen.

57. Wenn der Herrscher des Aszendenten sich im Zeichen seiner Kraft* (seiner Triplizität) befindet, und die Herrscher dieser Triplizität mit ihm einen Aspekt bilden, bedeutet es, dass ihn seine Verwandten (seine Nächsten) helfen werden, um die Sache erfüllt zu sehen.

* Hiermit ist wohl Domizil, Erhöhung oder (der englischen Version folgend) Triplizität gemeint.

58. Wenn der Herrscher der Frage sich in einem Zustand befindet, in dem er das Licht zurückgibt*, bedeutet es, dass die Sache sich erfüllt, nachdem sie vergessen wurde (nach Verzweiflung).

* Die Rückgabe von Licht erfolgt, wenn der empfangende Planet verbrannt, unter den Strahlen oder rückläufig ist, sogar wenn er sich in einem fallenden Haus befindet. Die Rückgabe ist "zum Guten", wenn der Kraft gebende Planet nicht selbst in diesem Zustand ist. Dies ist in diesem Aphorismus auch gemeint, wie aus Nr. 66 ersichtlich.
 

59. Der Planet der Frage wird Signifikator genannt; wenn dieser sich in der Verfassung befindet, Kraft geben zu können*, bedeutet es, dass sich die Sache (exakt) nach seinem Willen erfüllen wird.

* Das heißt, wenn er sich in seiner Würde befindet und einen applikativen Aspekt zum Herrscher des ersten Hauses oder einem anderen relevanten Signifikator der Frage bildet.

60. Wenn der Signifikator in der Verfassung ist, Souverenität* (Einfluss) zu geben, dann bedeutet es, dass die Sache eine andere offenbaren wird**.

* "Souverenität geben" heißt, dass beide Planeten ein Trigon oder ein Sextil bilden. Der englische Text fügt hinzu, dass diese Verbindung aufrichtig, klar oder ehrlich sei. Wahrscheinlich bezieht sich das Wort für Souverenität bzw. Herrschaft auf eine ehrenhafte, aufrichtige Haltung. Dasselbe Wort wird auch häufig für Würde benutzt. Vielleicht ist der Hintergrund, dass die Verwandtschaft oder Freundschaft zweier Faktoren (Zeichen und Planet, oder Planeten im freundlichen Aspekt) mehr Klarheit und Aufrichtigkeit verleiht.
** Ausnahmsweise nur die englische Version. Der spanische Text sagt: dass die Sache jemanden anderen (etwas anderes?) zerstört, aber das macht keinen Sinn.

61. Wenn der Sigifikator seine Natur geben kann, bedeutet es viel Freude an der Sache.*

* Das "Geben seiner Natur" heißt, dass der eine Planet einen Aspekt zu einem anderen bildet, der an der Stelle des ersten Planeten eine Würde hat (also das, was häufig als einfache Rezeption verstanden wird).

62. Wenn der Signifikator zwei Naturen geben* kann, bedeutet es Freude für den, der fragt, wie auch für den, von dem etwas erfragt wird.

* Das "Geben von zwei Naturen" geschieht, wenn ein Planet in einer seiner Würden steht, und einen anderen aspektiert, der am Ort des ersten ebenfalls Würde besitzt. Eine andere Form ist, wenn zwei Planeten derselben Sekte (Tag oder Nacht) in Verbindung treten.

63. Wenn sich der Signifikator in einem Zustand der Geradlinigkeit* befindet, bedeutet es das gute Ende der Frage.

* "Geradlinigkeit" heißt, dass ein Planet in seiner Kraft steht und in einem kardinalen oder folgenden Haus. ( Soweit Ibn Ezra. Ich würde das neunte Haus hinzufügen und das achte und zweite Haus hierfür als ungeeignet erachten, da sie keinen natürlichen Aspekt zum ersten Haus bilden).

64. Wenn sich der Signifikator in einem Zustand der Krummheit* befindet, bedeutet es, dass er die Sache aufgeben wird.

* "Krummheit" heißt, dass ein Planet sich in fallenden Häusern befindet (nach meinem Verständnis, in 2, 3, 6, 8, 12).

65. Wenn der Signifikator Zurückhaltung* (Verbot) erleidet, bedeutet es, dass die Sache aufgegeben wird, nachdem große Hoffnungen da waren.

* "Zurückhaltung" entsteht, wenn zwischen einem schnellen und einem langsamen Signifikatoren, die eine Konjunktion bilden wollen, sich ein Planet mittlerer Geschwindigkeit befindet. Der schnellere Planet wird zurückgehalten. Ibn Ezra erklärt allerdings im sechsten Kapitel, dass die Sache sich erst verwirklichen kann, nachdem der Planet mittlerer Geschwindigkeit den langsamen erreicht hat. Demnach kommt es eher zu einer Verzögerung, und nicht zu einer Verhinderung.

Eine andere Variante ist die "Zurückhaltung des Aspektes" die Ibn Ezra so beschreibt ist: ein Planet wird einen Aspekt zu einem anderen bilden, aber im selben Abstand (oder näher) strebt ein dritter Planet die Konjunktion an. Da die Konjunktion stärker wirkt als der Aspekt, hält er diesen zurück.

66. Wenn der Signifikator sich in einem Zustand befindet, in dem er das Licht zum Schlechten zurückgibt*, bedeutet es, dass der Fragende es bereuen wird, darum gefragt zu haben.

* Die "Rückgabe von Licht" wurde schon unter Aphorismus 58 erklärt. Die "Rückgabe zum Schlechten" erfolgt, wenn der Kraft oder Natur gebende Planet sich ebenfalls unter den Strahlen, rückläufig oder in einen fallenden Haus befindet.

67. Wenn der Signifikator sich im Zustand der Zerstörung* (Einmischung) befindet, zeigt es, dass die Sache misslingen wird (dass Ereignisse entstehen werden, die die Sache zerstören werden).

* Zerstörung erfolgt, wenn der schnellere Planet sich zwar schon im Orbis des anderen befindet, aber rückläufig wird, bevor er die Verbindung herstellt. Der englische Text übersetzt diese Situation mit "Einmischung", was aber nicht sehr nachvollziehbar ist, ebensowenig wie die gegebene Deutung.

68. Wenn sich der Signifikator sich im Zustand des Ereignisses* befindet, dann bedeutet das, dass sich etwas ereignen wird, aufgrund dessen der Gegenstand der Frage verloren geht (beendet wird)*.

* "Ereignis" meint, dass ein dritter Planet rückläufig wird und eine Konjunktion oder Aspekt mit dem langsameren Planeten bildet, bevor der schnellere diesen erreicht.

Der spanische Text spricht davon, dass das "sich ereignende aufgrund des Gegenstandes der Frage verloren geht", aber das macht wenig Sinn und stimmt nicht mit der englischen Version überein. Daher habe ich im Sinne der letzteren übersetzt.

69. Wenn der Signifikator sich in einem Zustand des Verlustes* befindet, bedeutet es, dass er dieses Unterfangen für ein anderes verlassen wird.

* "Verlust" entsteht, wenn der langsamere Planet das Zeichen wechselt, bevor der schnellere sich mit ihm verbindet, und dort mit einem anderen Planeten eine Verbindung eingeht.

70. Wenn der Signifikator so steht, dass ein anderer das Licht unterbricht*, bedeutet es, dass eine andere Person ihn verlieren lassen wird, was er erfragt (zeigt es jemanden, der das eigene Vorhaben zerstören wird).

* Die "Unterbrechung von Licht" geschieht, wenn

a) zwei Planeten erst im nächsten Zeichen eine Verbindung eingehen werden, aber dort ein schnellerer Planet rückläufig wird, in das erste Zeichen eintritt, und sich mit dem langsameren Planeten verbindet;

b) wenn der langsamere Planet, bevor eine Konjunktion mit dem schnelleren (im selben Zeichen) entsteht, eine Verbindung mit einem noch langsameren bildet (was ich so verstehe, dass der schnellere Planet auch mit dem dritten zunächst in Kontakt tritt. Deshalb wird auch explizit von einer Konjunktion gesprochen);

c) ein Planet tritt in Verbindung mit einem anderen, der für die Erfüllung der Frage nichtig ist.

71. Wenn der Signifikator sich im Vergnügen* befindet, bedeutet es, das jemand ihm Gutes getan hat.

* "Vergnügen" heißt, dass ein Planet sich im Brunnen oder im Grad seines Falls befindet, und ein anderer, der mit ihm befreundet ist oder dort Würde hat, ihn aspektiert.

72. Wenn der Signifikator in den Zustand der Belohnung* kommt, bedeutet es, dass er selbst jemanden einen Gefallen tun wird.

* Die "Belohnung" wird so beschrieben, dass der Planet, der den einen aus den Brunnen oder dem Fall herausgeholfen  hat, selbst in einem solchen Grad sich befindet, und der erste ihn wiederum aspektiert. Dieser Aspekt ist wohl so zu verstehen, dass in dem Moment des Aspektes oder noch während der Aspektbildung (im Orbis) eben der zweite Planet, der dem ersten zunächst half, auf solch einen fatalen Grad gelandet ist.

73. Wenn sich die Signifikatoren in gegenseitiger Rezeption* befinden, dann bedeutet es, dass etwas geschehen wird, was das Vorhaben auf andere Wege bringt, die nicht beabsichtigt waren (bedeutet es Dinge, die etwas vorbereiten, was noch gar nicht in den Sinn gekommen ist).

* Gemeint ist wohl die normale Rezeption, denn die gegenseitige Rezeption wird "Offenheit" genannt. Siehe die Erklärung unter Aphorismus Nr. 39.

74. Wenn der Signifikator sich in der Offenheit* befindet, dann bedeutet es, dass der Fragende dasjenige sehr liebt, wonach er fragt, und wenn die Frage eine andere Person betrifft, diese Zuneigung auch beantwortet wird (der Frager und der Adressat sich gegenseitig lieben werden).

* "Offenheit" bezeichnet im Grunde die gegenseitige Rezeption, wobei sie auch über kleinere Würden entstehen kann.

75. Wenn der Signifikator sich in seiner Ähnlichkeit* befindet, bedeutet es alles Gute, was in dieser Sache gegeben werden kann (alles Gute, was im Entstehen ist).

* s.o. unter Aphorismus Nr. 13. Gemeit ist hier wohl, dass das, was realistischerweise die Situation hergeben kann, sich auch verwirklicht, aber nicht darüber hinaus. Vgl. dazu den Aphorismus Nr. 84.

76. Wenn der Signifikator sich zwischen zwei Übeltätern befindet*, bedeutet es Gefangenschaft und Qual (bezeichnet es einen Gefangenen und Unglücklichen). Wenn er sich zwischen zwei Wohltätern befindet, bedeutet es alle möglichen guten Dinge (maximale Wohltat).

* Hier handelt es sich um die Belagerung. Nach dem - in diesem Fall deutlicheren - englischen Text entsteht diese, wenn entweder der Planet sich von einem Aspekt mit einem Übeltäter trennt und in den Aspekt eines anderen Übeltäters läuft, oder wenn sich in dem Zeichen davor und danach jeweils ein Übeltäter befindet. Dasselbe gilt natürlich mit Wohltätern. Wenn die Sonne übrigens den übel belagerten Planeten aspektiert, dann erfolgt eine starke Abmilderung der schwierigen Situation (der König greift ein und hilft dem Bedrängten).

77. Wenn sich der Signifikator in Souverenität* befindet, bedeutet es Stärke der Sache, um die gefragt wird (ist es ein Omen sehr hohen Ranges).

* Die "Souverenität" ist im Grunde die hellenistische Konstellation als "Speerträger": Sie entsteht, wenn die oberen Planeten östlich stehen (weiter als 15°) und bis zum Sextil (in abgeschwächter Form bis zum Quadrat) oder wenn die unteren Planeten westlich stehen, und bis zu ihrer Rückläufigkeit (ich würde sagen, bis zur größten Elongation, und nur abgeschwächt bis zur Rückläufigkeit). Der Mond steht in Souverenität von 12° bis zum zunehmenden Quadrat.

Wenn die oberen Planeten sich östlich zur Sonne und nach dem Mond befinden, oder Venus und Merkur westlich zur Sonne und vor dem Mond befinden, dann verstärkt sich der Zustand.

Eine weitere Form der Souverenität ist die sogenannte Position in "Almugea": Der Planet steht in einem Zeichenabstand zur Sonne oder zum Mond, der dem eigenen Domizil jeweils im Verhältnis zum Sonnenzeichen Löwe oder zum Mondzeichen Krebs entspricht. Zum Beispiel: Sonne steht in Skorpion, und Venus in Steinbock. Der Zeichenabstand Skorpion-Steinbock entspricht der Lage von Waage (Domizil der Venus auf der Löwe-Seite) zu Löwe (Domizil der Sonne).

78. Es ist wichtig zu wissen, dass die Planeten in den Fragen Zeugnis ablegen (dass die sieben Planeten in ihren Positionen auf der Ekliptik Vorhersagen bieten). So ist ein Planet in seinem Domizil wie ein Mensch, der in seinem eigenen Haus sitzt.

79. Der Planet, der sich im Hause seiner Erhöhung befindet, ist wie ein Mensch, der mit Ehren überschüttet wird (sich auf dem höchsten Rang befindet).

80. Der Planet in seiner Grenze ist wie ein Mensch, der auf seinem Platz sitzt.

81. Der Planet in seiner Triplizität ist wie ein Mensch, der sich unter seinen Verwandten befindet.

82. Der Planet in seinem Gesicht (=Dekanat) ist wie ein Mann mit seiner Kleidung und seinem Schmuck.

83. Der Planet in seiner Höhe (=Aphel)* ist wie ein Mensch, der auf seinem Pferd reitet.

* Der Aphel eines Planeten - also die Stellung in größter Entfernung von der Sonne - wird heute kaum beachtet. Seine Position auf der Ekliptik wurde im Altertum schon festgehalten, und wird auch von Ibn Ezra bei der Beschreibung der Zeichen wiedergegeben.

Der Aphel eines Planeten verschiebt sich langsam mit der Zeit. Die heutigen Positionen (Jahr 2000) sind:

Merkur                  17°27' Schütze

Venus                   11°32' Wassermann

Sonne (Erde)        12°57' Krebs

Mars                     06°02' Fische

Jupiter                  14°45' Widder

Saturn                  02°26' Krebs

Der Mond wird bei Ibn Ezra nicht erwähnt. Eigentlich ist seine Höhe genau das, was moderne Astrologen Lilith nennen!

84. Der Plant in seiner Ähnlichkeit* (=Hayz) ist wie ein Mensch an einem Ort mit den Ehren, die ihm gebühren (in einer Situation, die für ihn passend ist).

* s.o. unter Aphorismus Nr. 13

85. Der Planet im Gegenteil von seiner Ähnlichkeit ist wie ein Mensch, wenn er sich in einem Ort befindet, den er nicht verdient hat (in einer Situation, die nicht passend für ihn ist).

86. Der Planet in seinem Neid (= Exil) ist wie ein Mensch, der mit sich selbst kämpft (der mit sich selbst unzufrieden ist).

87. Der Planet in einem Ort, in dem er keine Würde hat* ist wie ein Mensch, der sich weit weg von seiner Heimat befindet.

* Dieser Zustand wird klassisch auch "Peregrinität" genannt, also "Wanderschaft".

88. Der Planet in seinem Fall ist wie ein Mensch, der von seiner Herrschaft (Größe) gefallen ist.

89. Der Planet, der sich unter den Strahlen* befindet, ist wie ein Mensch in Gefangenschaft.

* Nach Ibn Ezra befinden sich Jupiter und Saturn unter den Strahlen, bis sie einen Abstand von 15° zur Sonne einnehmen. Mars steht bis 18° Entfernung unter den Strahlen. Bei Mond, Merkur und Venus reduziert sich der Abstand auf 12°. Dies entspricht der gängigen klassischen Lehre.

90. Der verbrannte Planet* ist wie ein kranker Mensch, der zu sterben wünscht (der sich am Rande des Todes befindet).

* Nach Ibn Ezra währt der Zustand der Verbrennung an bis zu einer Entfernung zur Sonne von 6° für Mond, Jupiter und Saturn, von 10° für Mars, und von 7° für Merkur und Venus.

91. Ein Planet in seiner ersten Station ist wie ein Mensch, der an ein Unheil denkt, das ihm widerfahren kann, und es erwartet (verwirrt und zitternd vor dem Unglück, das ihm widerfahren wird).

92. Ein Planet in seiner Rückläufigkeit ist wie ein Mensch, der offen rebelliert (wie eine reizbare und rebellische Person).

93. Ein Planet in seiner zweiten Station ist wie ein Mensch, der etwas Gutes erwartet.

94. Ein Planet in langsamem Lauf ist wie ein Mensch, der sich erschöpft fühlt und nicht weitergehen kann.

95. Ein Planet im schnellen Lauf ist wie jemand, der jung ist und rennt.

96. Der Planet, der vor der Sonne läuft* ist wie ein Mensch, der erwartet, seinen Willen durchzusetzen zu können (der glücklich ist, seinen Wunsch zu erfüllen).

* Also ein Planet, der morgens vor der Sonne aufgeht, der "östlich" steht, wie man auch sagt. Ein weiterer Begriff wäre "Morgenstern".

97. Der Planet, der nach der Sonne läuft ist wie ein Mensch, der traurig ist.

* Also ein Planet, der nach der Sonne im Westen untergeht, also "westlich" steht bzw. Abendstern ist.

98. Der Planet, der sich zusammen mit der Sonne* befindet, ist wie ein Mensch, der mit dem König zusammen auf einem Stuhl sitzt.

* Es handelt sich bei dieser Konjunktion um die Cazimi-Stellung, im Herzen der Sonne: in einem Orbis von maximal 16', und ohne größere nördliche oder südliche ekliptische Breite.

99. Ein Planet, der mit einem anderen einen Aspekt bildet, ist wie ein Mensch, der sucht, wie er seinen Wunsch verwirklichen kann (der nach dem sucht, was er sich wünscht).

100. Der Planet, der sich von einem anderen trennt, ist wie ein Mensch, der etwas bereut.

101. Ein Planet an einer Achse (an einem Pol des Meridians) ist wie ein Mensch, der an seinem Ort ist (der auf seinem Posten steht).

102. Ein Planet in einem folgenden Haus ist wie ein Mensch, der wartet (hoffnungsvoll ist).

103. Ein Planet in einem fallenden Haus* ist wie ein Mensch, der sich von seinem Ort entfernt (der seine Position wechselt).

* Bei diesen drei letzten Aphorismen ist es sicherlich sinnvoll, sie als Stellungen in den Feldern (am besten nach Placidus) zu verstehen, und nicht im System ganzer Zeichen.

104. Die Planeten in Konjunktion sind wie zwei Gefährten, die zusammen gehen.

105. Die durch ein Sextil verbundenen Planeten sind wie zwei Menschen, die danach trachten, miteinander Freundschaft zu schließen.

106. Die durch ein Trigon verbundenen Planeten sind wie zwei Menschen ein und derselben Natur (mit ähnlichem Temperament).

107. Die Planeten, die ein Quadrataspekt bilden, sind wie zwei Menschen, die jeder für sich nach der Herrschaft (Kontrolle) trachten.

108. Die Planeten in Opposition sind wie zwei Menschen, die erbittert miteinander kämpfen.

109. Die Planeten im Aszendenten sind wie ein Geschöpf, das aus dem Bauch seiner Mutter geboren wird (...oder wie etwas, was zur rechten Zeit geschieht).

110. Ein Planet im zweiten Haus ist wie ein Mensch im Hause seines Beschützers (seiner Helfer).

111. Ein Planet im dritten Haus ist wie ein Mensch, der seine Geschwister besucht.

112. Ein Planet im vierten Haus ist wie ein Mensch im Hause seiner Großväter, oder in seinem Erbe (seinem Land).

113. Ein Planet im fünften Haus ist wie ein Mensch mit seiner Ware (in seinem Geschäft) und in seiner Freude.

114. Ein Planet im sechsten Haus ist wie ein Mensch, der flieht.

115. Ein Planet im siebten Haus ist wie ein Mensch, der für den Kampf gerüstet ist.

116. Ein Planet im achten Haus ist wie jener Mensch, der von panischer Angst ergriffen ist.

117. Ein Planet im neunten Haus ist  wie jener Mensch, der die Welt bereist (der seinen Ort verlässt, um ins Exil zu gehen), oder der von seiner Herrschaft herabgestiegen ist (seine hohe Stellung verloren hat).

118. Der Planet im zehnten Haus ist wie ein Mensch, der auf dem Höhepunkt seiner Macht steht (der in seiner Macht, in seiner Würde und in seinem Beruf steht).

119. Der Planet im elften Haus ist wie ein Mensch im Hause seiner Freunde.

120. Der Planet im zwölften Haus ist wie ein Mensch, der sich in Gefangenschaft befindet.

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